Digitalisierung in der Ausbildung
Ich habe gestern an einer Unterausschusssitzung des Berufsbildungsausschusses der IHK Aachen teilgenommen. Wir beschäftigen uns dort mit Digitalisierung in der Ausbildung. Es war unsere zweite Ausschussitzung zum Thema und wir haben sehr intensiv gearbeitet.
Digitalisierung zur Wertschöpfung
Getroffen haben wir uns bei der Firma Saurer Schlafhorst in Übach Palenberg. Die Kollegen haben uns Digitalisierung entlang ihrer wertschöpfenden Prozesse nahegebracht. Es wurden z.B. interkulturelle Unterschiede bei der Umsetzung von Digitalisierungsstrategie in China und Deutschland erläutert und Einsatzszenarien anhand von sehr interessanten Use Cases verdeutlicht. Gut nachvollziehbar, jedenfalls für Menschen die sich bereits professionell mit Digitaliserung beschäftigen. Ich kann nun noch besser verstehen, dass solche tiefgreifenden Wandlungen der Arbeitswelt, bei einigen Menschen Ängste und Widerstände hervorrufen. Insbesondere weil viele Menschen den Nutzen auf den ersten Blick nicht verstehen oder individuell gar keinen Nutzen davon haben.
Für mich als Ausbildungsleiter in einem Unternehmen mit Wissenschaftsbezug und „Zuwendungsgebern“, die das Geld nicht in einer knallharten marktwirschaftlichen Konkurrenzsituation verdienen, eine sehr spannende Angelegenheit. Nicht zuletzt um die Geschwindigkeit zu verstehen, in der manche Entwicklungen derzeit ablaufen.
Kompetenzen
Die Rahmenbedingungen im produzierenden Gerwerbe sind gänzlich anders als bei uns im Forschungszentrum, aber dennoch ist uns in der nachfolgenden Diskussion klar geworden: Die notwendigen Kompetenzen und Qualifikationen für die zukünftigen Facharbeiter unterscheiden sich branchenspezifisch gar nicht so stark.
Wir als Ausbildungsverantwortliche müssen unsere zukünftige Facharbeiter unter anderem auf folgende Themen gut vorbereiten:
- Computer- und Netzwerktechnik (in allen Facetten)
- Datenschutz und IT-Sicherheit
- Modulares denken und handeln
- Steuerungstechnik und Automatisierung
- Programmierungstechniken
- Projektarbeiten (inkl. Kommunikation, Kollaboration und interkulturelle Aspekten)
- Medienkompetenz
- Netzethik und Wertevermittlung
Wenn wir es schaffen, Inhalte zu diesen Themenbereichen in die Köpfe und Herzen der heutigen Auszubildenden hereinzubekommen, kann eigentlich nichts schiefgehen mit den guten Facharbeitern von morgen. Natürlich müssen die Ausbilder/innen mitziehen und in die Lage versetzt werden, diese komplexen Inhalte fachübergreifend zu vermitteln. Zusätzlich zu den fachlichen Inhalten laut Ausbildungsordnung. Das dürfte eine der größten Herausforderungen in den nächsten Jahren sein.
Aber wo fängt man denn jetzt an? Wir im Forschungszentrum Jülich haben sehr gute Erfahrungen mit Projektarbeiten gemacht, die digitale Inhalte adressieren. Das kann ich Ihnen empfehlen. Nutzen Sie Projektarbeiten als Rahmen. Starten Sie mit kleinen Projekten bzw. modularisieren Sie größere Projekte. Fangen Sie an, immer mehr der oben aufgezählten Punkte einzubinden und virtualisieren Sie Arbeitsschritte, z.B. durch kollaborative Arbeitstechniken (gerne mit meinem Etherpad https://pad.elearningdienst.de ). So wie es für Sie passt. Nutzen Sie „reverse mentoring“ und lassen Sie sich als Ausbilder auch ruhig mal unbekannte Themen im Kontext von Digitaliserung von Ihren Azubis erklären.
So können Sie einen langsamen Übergang in die Digitalisierung von Lehr- und Lernmethoden schaffen, ohne sich und die Azubis zu überfodernern. Packen Sie es an! Diskutieren Sie auch bitte mit mir, wenn die weitere Kompetenzen für wichtig erachten oder gute Umsetzungsvorschläge haben.