Das Bild zeigt die Wörter Verbund und Ausbildung auf einem grünen Hintergrund mit skizzierten Elementen.

Verbundausbildung – Berufsausbildung gemeinsam gestalten

Bei einer Verbundausbildung im deutschen dualen System der Berufsausbildung schließen sich zwei oder mehr Ausbildungsbetriebe zusammen, um ihre Auszubildenden gemeinsam auszubilden. Dies ermöglicht eine umfassende und qualitativ hochwertige Vermittlung der notwendigen Ausbildungsinhalte gemäß der jeweiligen Ausbildungsordnung. Als erweiterten Überblick, wie solche Verbundmodelle funktionieren, habe ich in diesem Blog einmal verschiedene Szenarien und Ideen zusammengestellt.

Grundlagen für Ausbildungsverbünde

Nach dem Berufsbildungsgesetz ist der Ausbildungsbetrieb verpflichtet, alle Inhalte der Ausbildungsordnung des jeweiligen Berufsbildes zu vermitteln. Dies geschieht in der Regel durch qualifizierte Ausbilderinnen und Ausbilder des Betriebes. In Einzelfällen kann es jedoch vorkommen, dass aufgrund betriebsspezifischer Gegebenheiten, wie z.B. Größe oder Spezialisierung, bestimmte Inhalte nicht vermittelt werden können. Ebenso kann es wirtschaftlich sinnvoll sein, Ausbildungsabschnitte gezielt auszulagern, um Ressourcen zu sparen. Eine effektive Lösung für solche Herausforderungen bietet die Verbundausbildung.

Inhalte, die intern nicht vermittelt werden können

Wenn bestimmte Ausbildungsinhalte nicht intern vermittelt werden können, schreiben die zuständigen Stellen nach dem Berufsbildungsgesetz, wie die Industrie- und Handelskammern (IHK) oder die Handwerkskammern (HWK)* vor, dass diese Ausbildungsabschnitte extern durchgeführt werden müssen. Traditionell besuchen die Auszubildenden in vielen Handwerksberufen in solchen Fällen überbetriebliche Ausbildungsstätten, die häufig von den Kammern oder Innungen selbst oder von spezialisierten Bildungsträgern betrieben werden. Die Kosten hierfür werden entweder direkt vom Ausbildungsbetrieb getragen oder über Umlagen an die jeweilige Kammer oder Innung finanziert.

Für Berufsfelder (meist im gewerblichen oder industriellen Bereich), in denen eine solche externe, von Kammern oder Innungen organisierte Ausbildung nicht üblich ist, gibt es weitere Alternativen. Auch hier gibt es zum Teil spezialisierte Dienstleister, die die Ausbildungsaufgaben übernehmen. Meist handelt es sich jedoch um gewinnorientierte oder gemeinnützige Unternehmen, die häufig in Industrieparks angesiedelt sind und dort Ausbildungsaufgaben für die verschiedenen Unternehmen der Region übernehmen. Ein Beispiel ist eine zentrale Ausbildungswerkstatt in einem Industriepark, die von einem Bildungsdienstleister betrieben wird. Diese Form der Bildungsdienstleistung ist immer entgeltlich, d.h. es werden nach einem Gebührensystem Entgelte für die Ausbildungsabschnitte erhoben.

Häufig werden hier auch Ausbildungsverbünde gebildet. Dabei wird der jeweilige Ausbildungsabschnitt in einem Partnerbetrieb des Verbundes absolviert. Die Auszubildenden werden für diese Zeit in den Partnerbetrieb versetzt, um dort die notwendigen Kenntnisse und Fertigkeiten zu erwerben. Dies kann sowohl entgeltlich als auch unentgeltlich erfolgen.

Inhalte, die intern nicht vermittelt werden sollen

Manchmal entscheiden sich Unternehmen, nicht alle Inhalte zu vermitteln. Wie oben bereits angedeutet, kann es wirtschaftlich sinnvoll sein, bestimmte Teile der Ausbildung gezielt auszulagern, um Kosten zu sparen. Beispielsweise kann ein Ausbildungsinhalt sehr maschinenintensiv sein. Der Betrieb hat aber selbst nur wenige Maschinen des benötigten Typs im Betrieb und diese sind zudem stark ausgelastet. Neben der Ausbilderkapazität müsste der Betrieb also auch eine Maschine aus der Produktion nehmen, um die Ausbildung daran durchzuführen. Dies ist wirtschaftlich oft nicht sinnvoll. Hier kann ein Bildungsdienstleister oder ein Partnerunternehmen mit entsprechender Maschinenkapazität oder Ausbildungswerkstatt diese Aufgabe übernehmen. Natürlich kann es auch sein, dass es für einen bestimmten Ausbildungsabschnitt keinen geeigneten Ausbilder bzw. keine geeignete Ausbilderin gibt, weil diese Kompetenz und Qualifikation im betrieblichen Kontext aufgrund des Produktspektrums nicht benötigt wird. Die Inhalte müssen aber trotzdem vermittelt werden, da sie in der Ausbildungsordnung aufgeführt sind.

Ausbildungsverbünde gegen Entgelt

Eigentlich keine Reinform der Verbundausbildung, sondern eher eine abschnittsweise Auftragsausbildung, hat sie in der Praxis dennoch eine wichtige Funktion. In der Regel ermöglichen Betriebe Auszubildenden aus anderen Betrieben, einzelne Ausbildungsabschnitte gemeinsam mit den eigenen Auszubildenden zu absolvieren. Das heißt, die Auszubildenden der Partnerbetriebe werden integrativ mit ausgebildet. Häufig geschieht dies im Rahmen freier Kapazitäten. Wenn z.B. 7 eigene Azubis im Berufsbild ausgebildet werden, aber 10 Plätze in den Werkstätten oder Labors zur Verfügung stehen, die gleichzeitig mit Azubis besetzt werden können, dann können 3 Azubis von anderen Unternehmen mit ausgebildet werden. Dies geschieht in der Regel gegen Entgelt. Es ist jedoch wesentlich günstiger, als einen Kurs exklusiv für die eigenen Auszubildenden zu buchen, da die Kosten auf alle Teilnehmenden umgelegt werden können. Typische Ausbildungsabschnitte sind die Grundausbildung oder die Prüfungsvorbereitung. Eine Sonderform ist die vollständige Auftragsausbildung, bei der der/die Auszubildende durch alle Ausbildungsabschnitte begleitet wird und nur dann in seinen/ihren Stammbetrieb geht, wenn Ausbildungsabschnitte außerhalb spezieller Lehr-Lern-Settings anstehen. Konkret handelt es sich dabei um die Versetzung in den Stammbetrieb zur Mitarbeit im Produktionsprozess.

Gegenseitige Ausbildungsverbünde

Eine besondere Form der Verbundausbildung sind die Ausbildungsverbünde auf Gegenseitigkeit. Hier bringen zwei oder mehr Betriebe ihr spezifisches Know-how ein und übernehmen jeweils die Ausbildungsabschnitte, in denen sie besonders stark sind. Diese Form der Zusammenarbeit ermöglicht eine optimale Nutzung der jeweiligen Stärken der Partner und führt zu einer umfassenden und qualitativ hochwertigen Ausbildung der Auszubildenden. Gegenseitige Ausbildungsverbünde basieren auf einer engen Zusammenarbeit und meist auch auf vertraglichen Vereinbarungen zwischen den beteiligten Unternehmen, um die Details der Zusammenarbeit klar zu regeln. Diese Verträge regeln unter anderem die Aufteilung der Ausbildungsinhalte, die organisatorische Abwicklung sowie die Finanzierung der Verbundausbildung.

Keine Arbeitnehmerüberlassung

Es ist wichtig zu betonen, dass es sich bei keiner Form der Verbundausbildung um eine Form der Arbeitnehmerüberlassung handelt. Die Auszubildenden werden ausgebildet und nicht zur alleinigen Arbeitsleistung überlassen. Die Auszubildenden bleiben formal Angestellte ihres ursprünglichen Ausbildungsbetriebes, auch wenn sie Teile ihrer Ausbildung in einem Partnerbetrieb absolvieren. Diese klare Abgrenzung sichert die Rechte der Auszubildenden und gewährleistet ein stabiles Ausbildungsumfeld. Auch die Verantwortung des Ausbildenden bleibt stets gewahrt.

Vorteile der Verbundausbildung

Die Verbundausbildung bietet zahlreiche Vorteile:

  • Qualitätssteigerung der Ausbildung: Durch die Bündelung von Kompetenzen profitieren die Auszubildenden von einer breiteren und tieferen Wissensvermittlung.
  • Effizienter Ressourceneinsatz: Die beteiligten Betriebe können sich die Ausbildungskosten teilen und spezifische Kompetenzen effektiver nutzen.
  • Flexibilität: Betriebe können schnell auf Veränderungen in der Ausbildungslandschaft reagieren und ihre Ausbildungsinhalte oder sogar das Berufsbild entsprechend anpassen.
  • Wertschätzung der Auszubildenden: Auszubildende werden nicht als billige Arbeitskräfte missbraucht, sondern immer optimal ausgebildet und auf ihr Ausbildungsziel hin gefördert - auch wenn der Betrieb nicht alle Inhalte abdecken kann.

Vertragsgestaltung und Organisation

Um eine erfolgreiche Verbundausbildung oder Auftragsausbildung zu gewährleisten, ist eine sorgfältige Planung und Abstimmung erforderlich. Die vertragliche Vereinbarung zwischen den beteiligten Betrieben bildet die Grundlage der Zusammenarbeit. In diesen Verträgen werden neben den zu vermittelnden Ausbildungsinhalten und der zeitlichen Aufteilung auch Fragen der Haftung, des Datenschutzes und der Finanzierung geregelt. Wichtig ist, dass alle Beteiligten eine klare und transparente Kommunikation pflegen und regelmäßige Feedbackrunden durchführen, um die Qualität der Ausbildung kontinuierlich zu überprüfen und gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen. Auch die Auszubildenden sollten am Ende ihrer jeweiligen Ausbildungsabschnitte ein Feedback erhalten. Bei der abschnittsweisen Auftragsausbildung werden anstelle von Verträgen häufig klassische Angebote mit entsprechenden Allgemeinen Geschäftsbedingungen verwendet.

Herausforderungen und Lösungsansätze

Trotz der vielen Vorteile kann die Einrichtung von Ausbildungsverbünden auch Herausforderungen mit sich bringen. Dazu gehören u. a. die Abstimmung der Ausbildungsinhalte zwischen den Betrieben, die Sicherung von Qualitätsstandards bei den Inhalten, aber auch bei der Auswahl der Auszubildenden sowie die Bewältigung administrativer Aufgaben. Je mehr Partner beteiligt sind und je kooperativer die Verbundausbildung ausgerichtet ist, desto schwieriger wird die Koordination. Lösungsansätze können in diesen Fällen die Einrichtung einer zentralen Koordinierungsstelle, die Nutzung digitaler Plattformen für die Verwaltung und Planung der Ausbildung, die gemeinsame Auswahl der Auszubildenden und regelmäßige Qualitätskontrollen durch externe Bildungsexperten oder einen überbetrieblichen Expertenrat sein. Verbünde funktionieren oft am besten branchenübergreifend. Idealerweise sollte die Zusammenarbeit der verschiedenen Partner nicht von Konkurrenz auf einem gemeinsamen Absatzmarkt geprägt sein und ein grundsätzliches Vertrauen untereinander bestehen.

Fazit

Die Verbundausbildung im deutschen dualen Ausbildungssystem ist ein vielversprechender Ansatz, um die Ausbildungsqualität zu erhöhen, den Ressourceneinsatz zu optimieren und den Auszubildenden eine vielseitige, relevante und praxisnahe Ausbildung zu bieten. Durch die Zusammenarbeit von Betrieben können Fachkenntnisse effektiver vermittelt und Auszubildende besser auf die Anforderungen der modernen Arbeitswelt vorbereitet werden. Für die Unternehmen bedeutet dies nicht nur eine Investition in die Zukunft ihrer Fachkräfte, sondern auch eine Stärkung der eigenen Wettbewerbsfähigkeit durch die Förderung von Innovationen und die Pflege von Netzwerken innerhalb und außerhalb der Branche.

* je nach Berufsbild sind auch andere zuständige Stellen wie eine Bezirksregierung (BezReg) oder ein Landes- oder Bundesfachamt (LanuV, BVA)

Transparenzhinweise

Bei der Erstellung dieses Blogartikels wurde generative KI eingesetzt.Ich benutze den Deepl Write Assistant als digitalen Lektor, um den von mir vorbereiteten Text zu überarbeiten und lesbarer zu machen. Eine Eingabeaufforderung kann dafür nicht angegeben werden, die KI ist in der Beta-Version und arbeitet komplett ohne Eingabeaufforderung. Sie fungiert lediglich als Textverbesserer ohne inhaltliche Anpassung.

Das Beitragsbild ist KI generiert mit Ideogram 1.0 (Magic Prompt war eingeschaltet) mit dem Prompt:

"Erstelle mir ein Beitragsbild zu diesem Blogeintrag das Wort "Verbundausbildung" soll sichtbar und lesbar sein. Hier der gesamte Text des Beitrags als Kontext "gesamter Text dieses Artikels"

Lizenzhinweis

Creative Commons Lizenzvertrag
Verbundausbildung - Berufsausbildung gemeinsam gestalten von Ulrich Ivens für IvensTraining ist lizenziert unter einer CC BY-SA 4.0 International Lizenz.

Du willst den Inhalt remixen oder weiterverwenden? Der Markdown Quellcode dieses Beitrags ist zu finden unter: https://gitlab.eldshort.de/uivens/quellcode-blog-cc/-/raw/main/2024/Verbundausbildung.md

Beitrag merken & teilen

Hier kannst Du dir den Link zum Beitrag kopieren - beispielsweise um ihn zu speichern oder mit anderen zu teilen.

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert